INSEL DER VIELFALT
Die Insel
Irgendjemand hat treffenderweise den Slogan geprägt „Gran Canaria – ein Kontinent in Miniatur“. Und es trifft wirklich zu. Gran Canaria ist eine Insel mit den charakteristischen Eigenschaften irgendeines Kontinents, von den schneebedeckten hohen Berggipfeln bis hinunter zu den Stränden in heißer Sonne. Zwischen beiden Extremen liegt eine Welt von Verschiedenheit und Farbenreichtum. Der kanarische Archipel liegt zwischen dem 27. und 30. Grad nördlicher Breite und dem 13. und 18. Grad westlicher Länge im Atlantischen Ozean. Auf der gleichen Höhe liegen etwa Florida und Ägypten. Zum afrikanischen Festland sind es ca. 120 km.
Der gesamte Archipel bedeckt eine Fläche von ca. 7.500 km² und besteht aus sieben größeren und einigen kleineren – zumeist unbewohnten – Inseln. Die größte Insel ist Teneriffa mit 2.053 km², die zweitgrößte ist Fuerteventura mit 1.722 km² und an dritter Stelle Gran Canaria mit 1.532 km². Die anderen Inseln sind Lanzarote, La Palma, La Gomera und El Hierro. Alle diese Inseln sind vulkanischen Ursprungs, jede hat jedoch ihren eigenen Charakter.
Gran Canaria weist 236 km Küstenlinie auf. Im Südosten, von der Landzunge von Gando bis Las Meloneras, überwiegen die flachen Küsten und die Sandstrände, angeführt von Playa del Ingles und der Dünenlandschaft von Maspalomas. Im Südwesten und Westen, von Las Meloneras bis Puerto de las Nieves, überwiegen die Steilküsten, ausgenommen die Mündungen und Bachtäler, wo die Küste flach und steinig ist. Im Norden und Nordosten, zwischen Las Nieves und Gando, wechseln sich die zwei Küstentypen ab. Die Landmasse Gran Canarias steigt von der Küste zum Zentrum hin an, bis zum Massiv des Berglandes, wo sich die höchsten Gipfel befinden: der „Pico de las Nieves“ oder “Schneegipfel” (1.950 m) und der „Roque Nublo“ oder „wolkenumhangene Felsen“ (1.813 m), der für die Kanarier einen sehr hohen symbolischen und sentimentalen Wert hat. Das Massiv des Berglandes ist von einer Serie von „Calderas“ oder „Erosionskesseln“ umgeben, die den Hauptteil der Schluchten bilden.
Im Landesinneren findet man dichte Kiefernwälder, alpine Felsmassive, glitzernde Stauseen und weiß leuchtende abgelegene Bergdörfer. Auch die Pflanzenwelt im Landesinneren hält einige Überraschungen bereit. Von den rund 1.700 Pflanzenarten die es auf der Insel gibt, kommen etwa 500 nur hier vor und sonst nirgends auf der Welt. Typisch für Gran Canaria sind die Wolfsmilchgewächse und die charakteristische Kanarenpalme. Überall auf den Kanaren finden sich die Feigenkakteen, Agaven, 30 verschiedene Eukalyptusspezies usw.. Von den bekannten Zierpflanzen finden sich auf Gran Canaria die südafrikanische Strelitzie (die heimliche Wappenblume der Kanaren), die Bougainvilla und der bis 4 m hoch wachsende Weihnachtsstern.
Die Geschichte Gran Canarias
1852
Königin Isabella II. von Kastilien erklärt die kanarischen Inseln zum Freihandelsgebiet.
1888
Zwischen den Inseln wird der Postdampferdienst aufgenommen.
1906
Als erster spanischer Monarch stattet Alfons XII. Gran Canaria einen Besuch ab.
1920
In Las Palmas nimmt das deutsche Gymnasium (Colegio Aleman) den Schulbetrieb auf.
1927
Durch Dekret vom 27. September wird das kanarische Archipel in die Provinzen Las Palmas (Gran Canaria, Lanzarote und Fuerteventura) und Santa Cruz de Tenerife (Teneriffa, La Palma, La Gomera und El Hierro) aufgeteilt.
1930
Der Flughafen von Gran Canaria wird gebaut.
1936
Am 17. Juli startet General Franco von Las Palmas aus den Militärputsch, der zum dreijährigen Bürgerkrieg in Spanien führt.
1940
Durch Dekret vom 25. Mai wird der Name der Insel- und Provinzhauptstadt geändert in Las Palmas de Gran Canaria.
1976
Kurz nach Francos Tod wird am 1. Januar auf den kanarischen Inseln die allgemeine Schulpflicht eingeführt.
1982
Die kanarischen Inseln erhalten Autonomie-Status, Madrid übt aber nach wie vor die Hoheitsgewalt aus.
1993
Nach einer siebenjährigen Übergangsphase werden die kanarischen Inseln Vollmitglied der europäischen Gemeinschaften.
Eine kurze Geschichte des kanarischen Archipels
Geschichtlicher und geologischer Ursprung der kanarischen Inseln sind heute noch Gegenstand vielfältiger Forschungen, aber auch Spekulationen. Der zunehmende Bekanntheitsgrad durch den wachsenden Tourismus hat in den letzten Jahren zahlreiche Wissenschaftler und Forscher auf den Plan gerufen. Seit einigen Jahren scheint das Rätsel um die Herkunft der Guanchen, der Ureinwohner der Inseln, gelöst zu sein. Im Sommer 1991 wies der britische Wissenschaftler Michael R. Eddy in einer umfangreichen Studie nach, dass die Guanchen mit Sicherheit aus Afrika stammen, einen berberischen Dialekt sprachen und in die afrikanische Kultur integriert waren. Ausgrabungen im Norden Teneriffas im September 1992 bestätigten diese Theorie. Auf einem 20 cm großen Stein waren Symbole eingraviert, die zweifelsfrei den Namen des Berberstammes Zanata ergaben. Mit Hilfe der Ausgrabungen konnte auch nachgewiesen werden, dass die Stammesmitglieder der Zanata aus dem Gebiet des heutigen Mauretanien stammen und im dritten Jahrhundert christlicher Zeitrechnung den kanarischen Archipel anliefen.
Erstmal namentlich erwähnt wurden die kanarischen Inseln von dem römischen Schriftsteller Plinius dem Älteren, der etwa 40 v. Chr. in seinem Buch „Naturalis Historia“ eine Inselgruppe beschrieb, deren Eilande von großen Hunden bewacht gewesen seien (lateinisch canis = Hund). Eine der Inseln nannte er Canaria. Als sicher gilt auch, dass die Inseln schon um 1100 v. Chr. den alten phönizischen Seefahrern und den Karthagern bekannt waren. Einigen Dichtern der griechischen Klassik nach, befanden sie sich jenseits der Säulen des Herkules (den Grenzen der damals bekannten Welt) und wurden als „Hesperiden“ oder „elysische Felder“ bezeichnet. Als wahrscheinlich gilt, dass bereits Hanno der Karthager (5. Jh. v. Chr.) mit der Inselgruppe in Berührung kam.
Die Entstehung des kanarischen Archipels gilt als noch nicht eindeutig geklärt. Die wahrscheinlichste Hypothese vermutet, dass die Inseln infolge einer langjährigen vulkanischen Tätigkeit am Meeresboden entstanden sind, die sich im Kanoeozoikum vollzogen hat. Andere Interpretationen unterstützen die Theorie, dass der Archipel der Kanaren sich während der langsamen aber unaufhaltsamen Kontinentalverschiebung gebildet hat. Die vulkanische Natur der kanarischen Inseln wird durch eine intensive eruptive Aktivität bestätigt, die im Tertiär begonnen und sich bis in unsere Tage erhalten hat (letzter Ausbruch auf der Insel El Hierro 2011).
Es finden sich sowohl aktive als auch ruhende Vulkane und Kessel (Bandama-Krater bei Las Palmas) auf den Inseln. Morphologisch besteht das Gebiet selbst zum größten Teil aus Magma-, Vulkan- und Auswurfgestein. Die „glücklichen Inseln“ (Vergil) gerieten im hohen Mittelalter in Vergessenheit, da ihre Wasser so gefährlich waren, dass sie sogar die arabischen Seefahrt-Experten einschüchterten. An der Wende des 13. zum 14. Jahrhunderts wurden die kanarischen Inseln von italienischen Seefahrern wiederentdeckt. Man weiß von einem Versuch des Genuesen Vivaldi (1291), während Petrarca noch einmal die Eroberung der Inseln durch eine genuesische Flotte schildert. Im Jahre 1341 brach eine kleine Flotte mit genuesischer,´florentinischer und kastilischer Besatzung im Auftrag Alfons IV. von Portugal zu den Kanaren auf. Der Eroberungsversuch scheiterte ebenso wie die zahlreichen portugiesischen Expeditionscorps im Auftrag Prinz Heinrichs des Seefahrers zwischen 1394 und 1460.
Am 24. Juni 1478 (Stadtgründung von Las Palmas) landet Juan Rejon, Kriegshauptmann in Diensten der spanischen Königin Isabella, an der Stelle des heutigen Las Palmas, wo der Barranco Guiniguada ins Meer mündet. Der fast fünf Jahre währende Eroberungskrieg wurde mit der Kapitulation der letzten Kanarios am 29. April 1483 beendet, aber erst 1512 überwand Spanien den unbeugsamen Widerstand der Guanchen, indem es das Eingeborenenvolk des Archipels vernichtete. Im August 1492 machte Christoph Kolumbus mit seinen drei Schiffen auf seinem vermeintlichen Weg nach Indien Station auf Gran Canaria und La Gomera. Von hier aus startete er zur Atlantiküberquerung, die zur Entdeckung Amerikas führte.
Interessante Orte
Playa de San Agustin
Die nördlichste Fortsetzung des Strandes Playa del Ingles fällt mit ihrem schwärzlichen Sand zwar eher bescheiden aus, ist aber nicht weniger beliebt.
Playa del Ingles
Der östliche Teil des Hauptstrandes von Maspalomas ist fast 100 m breit und hat feinsten hellen Sand zu bieten.
Playa de Maspalomas
Der feinsandige Strand an der Südseite der Insel ist zusammen mit Playa del Ingles ca. 6 km lang und dort grenzen auch die bekannten Dünen von Maspalomas an.
Playa las Canteras
Der große Sandstrand in der Hauptstadt Las Palmas war am Anfang des Tourismus auf Gran Canaria sehr bekannt. Auch heute erfreut er sich bei den Canarios bei großer Beliebtheit. Zahlreiche Restaurants und Cafés finden sie an der Strandpromenade. Nicht zu vergessen sind natürlich auch die zahlreichen Badebuchten die man an der gesamten Küste finden kann.
Land und Leute
Vier ausgeprägte Charakterzüge der Kanarier sind:
· Großzügigkeit
· Gastfreundlichkeit
· Humor
· Toleranz
Aber wie überall, haben sie auch hier ihre Grenzen. So sollte man in einheimischen Restaurants oder Kirchen nicht so Platz nehmen wie daheim auf dem Badewannenrand. Das verwirrt die Menschen hier, obwohl sich viele Kanarier mittlerweilen an die unterschiedlichen Erscheinungsbilder von „zivilisierten“ Mitteleuropäern gewöhnt haben. Gleichwohl können sie in Touristenzentren in Strandnähe auch in Bikini und Tanga speisen, wie es auch viele Kanarierinnen im Urlaub tun. Beim Umgang mit den Kanarios bedarf es nur des guten Willens, aufeinander zuzugehen und Vorurteile hinten anzustellen. So sollte man Einheimische erst fragen, wenn man sie fotografieren will.
Kanarier beherrschen Fremdsprachen in der Regel zwar nur „mas o menos“ (mehr oder weniger), „un poco“ (ein bisschen) oder „ni un poco“ (überhaupt nicht), und wenn sie es tun, dann eher englisch als französisch oder deutsch, aber man wird sie verstehen. Ob sie allerdings auf Anhieb die Kanarios verstehen ist fraglich, denn der kanarische Dialekt ist in ländlichen Gebieten derart extrem, dass selbst Festlandspanier Schwierigkeiten haben, alles mitzubekommen. Ob an Amtsschaltern, Supermarkttresen oder Haltestellen – fast nirgendwo kommt man leichter ins Gespräch als in der Warteschlange. Die Kanarier sind sehr kinderlieb, gesellig und haben einen starken Familiensinn, der übrigens so manche Lücke im sozialen Netz auffängt. Die Großeltern werden oft von ihren Kindern und Enkeln versorgt. Job oder Wohnungsvermittlung, Geschäftsabschlüsse, vieles verhandelt man über Familienbeziehungen. Ein Onkel, Schwager oder Großcousin, irgendjemand hat immer einen richtigen Draht zu Leuten, zu „Amigos“, mit Einfluss. Hilfsbereit sind die Kanarier auf jeden Fall. Es empfiehlt sich jedoch mit einem anderen Zeitgefühl zu rechnen, als zu Hause. Die kanarische Gesellschaft hat ihre eigenen Praktiken. Ein idealer Spiegel der Volksseele sind die „Plazas“, die Dorf- und Stadtplätze. Sie sind eine sehr lebhafte Bühne für das Theater des täglichen Lebens. Vor allem in den Abendstunden werden sie lebendig. Richtig ruhig wird es auf den Plazas nur nachts und während der Siesta; die lange Mittagspause von 13 bis 16 Uhr ist heilig – vielleicht, weil sie wahrhaftig die beste Erfindung der Welt ist.
Die Bougainvilla - die farbenprächtigste Pflanze der kanarischen Inseln
Wer ist nicht schon vor einem Haus, hier auf den Kanaren, mit einer üppig rankenden Hecke in leuchtenden Farben mit Erstaunen stehengeblieben! Die kräftigen Farben und der üppige Wuchs der Bougainvilla bezaubern immer wieder den Betrachter. Die Bougainvilla, oder volkstümlich auch Papelera oder Papierblume genannt, wurde von dem französischem Weltumsegler Bougainville (1729–1811) entdeckt und nach ihm benannt. Es ist wohl die farbenprächtigste, immerblühende Pflanze auf den Kanaren. Ihre intensiven Farben rot, lila, violett und orange entzücken immer wieder den Blumenfreund. Die Bougainvilla ist eine rankende Pflanze mit verholzten, langen stacheligen Trieben und einer Woke von lang anhaltenden Blüten. Die Blüten sind eigentlich Hochblätter, wie sie auch bei dem Weihnachtsstern wachsen. Die eigentlichen Blüten sind dünne, gelbliche Röhrchen inmitten von drei Hochblättern. Sie öffnen sich nachts und deshalb gehört die Bougainvilla zu den Nachtblühern, obwohl sie uns mit ihrer Farbenpracht von morgens bis abends erfreut. Die Bougainvilla zählt wohl zu den schönsten und am meist bekanntesten Pflanzen der kanarischen Inseln, obgleich sie keine Rarität in der Pflanzenwelt ist. Das Ursprungsland ist die Südsee.
Folklore
Die Volksmusik der kanarischen Inseln erinnert an die Rolle des Archipels als Bindeglied zwischen Spanien und Lateinamerika. Einige Volkslieder klingen spanisch, andere können aber auch aus Mexiko oder Peru stammen. Die Trachten sind auf jeder Insel verschieden. Hier auf Gran Canaria tragen die Mädchen runde, flache Hüte mit Pompons und schwingende, mit komplisierten verzierte Röcke. Die Fiestas sind aus dem Leben der Kanarier nicht wegzudenken. Meistens haben sie einen religiösen Ursprung und gelten einem Inselheiligen. Eine große Rolle spielt bei den Feierlichkeiten die Musik. Der Rhythmus und die Melodie der Lieder sind leidenschaftlich. Meistens werden sie begleitet von der Timple, einem kleinen Saiteninstrument, Trommeln und Holzflöten.
Lucha Canaria
Im Jahre 1420 beschrieb der spanische Chronist Alvar Garcia Santa Maria als erster eine Art Ringkampf, beidem die Altkanarier auf ihren Festen ihre Kräfte messen. Die Begeisterung für diesen typisch kanarischen Ringkampf ist immer noch groß. Die Ringer nennt man „Pollos“, Kampfhähne, und die erfolgreichsten Kämpfer werden verehrt wie bei uns große Fußballstars. Die Lucha Canaria wird als edle Sportart bezeichnet. Nobel muss also das Eingangsritual sein.
Lucha Canaria – der Kampf
Die Kontrahenten reichen sich die rechte Hand. Der Daumen wird dabei angelegt. Als Zeichen der Freundschaft drückt man kräftig mit den Fingerspitzen die Handoberfläche seines Gegenübers. Währenddessen muss die linke Hand mit angelegtem Daumen um den Wulst der aufgekrempelten Hose gelegt werden. Nach dieser Prozedur stellen beide Kämpfer das rechte Bein vor. Die Ferse wird dabei leicht angehoben. Die Oberkörper werden gegeneinander gelehnt, rechte Schulter gegen rechte Schulter. Die rechten Arme hängen herab, wobei die Handrücken gegeneinander gepresst werden müssen. Die linke Hand greift in die Hosenrolle des Gegners. Gleichzeitig beugen sich beide nach unten, bis die Fingerspitzen fast den Boden berühren. In dieser Phase wird die rechte Hand unter der Brust des Gegners hindurch zu dessen Rücken geführt. Auf Kommando geht es nun los. Gekämpft wird in dem „Terrero“, einem Doppelring mit festgestampfter Erde. Jede Runde dauert drei Minuten. Gekämpft werden maximal drei Runden. Sieger ist, wer den Gegner zweimal geworfen hat. Der Sieger eines Kampfes kann bis zu drei weiteren Gegnern gegenübergestellt werden.