Die wiederentdeckten Inseln
Geographie
Die Kapverdischen Inseln liegen im atlantischen Ozean ca. 565 km westlich von Senegal und ca. 5.000 km von Deutschland entfernt. Sie sind nach Westen hin zu einem offenen „U“ angeordnet und bestehen aus 10 Hauptinseln, von denen 9 bewohnt sind, und 16 kleineren Inseln. Die Inseln Santo Antao, São Vicente, Santa Luzia, São Nicolau, Sal und Boa Vista bilden die Gruppe der „Inseln über dem Wind“ (Barlavento) während die Inseln Maio, Santiago, Fogo und Brava zu den „Inseln unter dem Wind“ (Sotavento) gehören. Die Fläche des gesamten Archipels erstreckt sich auf insgesamt 4.033 km². Diese Inseln erhoben sich vor ungefähr 135 Millionen Jahren aus dem Meer. Grund hierfür waren plattentektonische Verschiebungen und vulkanische Eruptionen. Eine deutliche Unterscheidung in der Oberflächenstruktur findet man zwischen den östlichen (flaches Relief) und westlichen Inseln (gebirgige Regionen). Diese abwechslungsreichen Landschaften werden durch den Regen und den Wind unterschiedlich beeinflusst und geprägt. Die im Osten liegenden Inseln Boa Vista, Maio und Sal haben trockene und flache Wüstenlandschaften sowie flach auslaufende Küsten mit schönen weißen Sandstränden. Im Westen findet man Santo Antão, São Vicente, São Nicolao, Santiago, Fogo und Brava, welche Vulkane und zerklüftete Gebirgszüge mit grünen Tälern haben. Zudem bestehen die Küsten aus bis zu 800 Meter hohen Felsklippen. Die Insel Fogo besitzt mit 2.829 Metern die höchste Erhebung dieses Archipels, den „Pico de Fogo“. Dieser, noch bis heute aktive Vulkan, brach zuletzt 1995 aus. Die Kanarischen Inseln, Madeira und die Azoren haben eine ähnliche Vegetation, wie die Kapverdischen Inseln. Daher zählen sie alle geographisch zu der Gruppe „Makaronesien“, was übersetzt „Inseln der Glückseligkeit“ bedeutet.
Flora und Fauna
Nach der Vulkanbildung gab es auf den Kapverdischen Inseln keine Vegetation. Erst mit der Strömung des Meeres und des Windes kamen zahlreiche Samen auf die Inseln. Des Weiteren führten die Vögel und Menschen weitere Arten ein. So kam es, dass man bei der Entdeckung des Archipels die Vielfalt auf ca. 250 Pflanzenarten schätzte. Inzwischen hat sich die Vegetation erweitert und man findet aufgrund der unterschiedlichen Böden sowie klimatischen Bedingungen ca. 850 verschiedene Pflanzen. Auf den wüstenähnlichen Inseln im Osten wachsen viele Gräserarten. Diese sind teilweise auch mit Akazien und Palmen an den flachen Küstenstreifen wiederzufinden. Der Strauch „Purgeria“, der Purgiernüsse, ist extrem widerstandsfähig und wurde früher auf großen Plantagen angebaut und geerntet. Das aus den Nüssen gewonnene Öl dieses Strauches wurde oft zur Herstellung von Kerzen, Seifen und Schmierstoffen für Motoren benutzt. Die westlichen Inseln sind bunter, da an den steilen Bergwänden verschiedene farbenfrohe Bäume (u. a. Mangos, Bananen, Zitronen) wachsen. Ferner findet man auf diesen Inseln die roten Blüten der Cana, Zuckerrohr, Agave, geldrote Rosenarten, Rosmarin und Lavendel. Auch auf den Kapverden haben viele Pflanzen über die Jahrhunderte hinweg die vorhandenen Bedingungen genutzt und sich zu völlig neuen Arten entwickelt, so dass es sie teilweise nur auf dem Archipel gibt (endemische Arten). Beispiele hierfür sind die Kapverdische Wolfsmilch (auf Santo Antão und São Nicolau), der Kreuzblütlerstrauch (am Vulkan von Fogo), der Natternkopf (Südinseln) und die Palmenart “phoenix atlantica”. Zu finden sind unter anderem auch noch Zypressen, Mimosen, Kanarenkiefern und Eukalypten. Zudem wächst wilder Aloe Vera, welcher seit langer Zeit als Heilmittel verwendet wird, an vielen Straßen. Auf den Kapverden gibt es lediglich in einheimisches Säugetier: die Fledermaus.
Die vulkanischen Inseln besaßen anfangs keine Vegetation und somit auch kein tierisches Leben. Nur Arten, welche über das Wasser oder durch die Luft nach Cabo Verde kamen, konnten sich entwickeln. Heute gibt es jedoch viele eingeführte”Säugetiere, wie z. B. kleine Mäuse, wilde Kaninchen oder grüne Meerkatzen. Auch verschiedene Reptilien (Geckos, bunte Eidechsen etc.) und Amphibien (Frösche etc.) sind inzwischen auf den Inseln zu finden. Schlangen sind allerdings nicht vorhanden. Ferner kann man auf den Kapverdischen Inseln viele verschiedene Schmetterlingsarten (z. B. Monarchen, Bläulinge) oder auch bunt schillernde Großlibellen, die an Sumpfstellen umherschwirren, beobachten. Selbstverständlich gibt es auf den Kapverden ebenfalls landwirtschaftliche Nutztiere wie Esel, Pferde, Rinder, Schafe, Schweine und Ziegen. Für Biologen und Taucher sind vor allem die zahlreichen Vogelgattungen und Meeresarten der Inseln sehenswert. Folgende Vögel gibt es nur auf den Kapverden (endemische Arten): · Razolerche · Kapverdensperling (abgebildet auf dem 1000 ECV-Geldschein) · Alexandersegler · Kapverdenrohrsänger · Kapverdenmilan (vom Aussterben bedroht, vereinzelt noch auf Boa Vista und Maio anzutreffen) Die Unterwasserwelt der Kapverdischen Inseln ist aufgrund ihrer großen Auswahl an Meerestieren überwältigend. Einige Fischarten sind nur saisonal, andere dauerhaft zu finden. Die Vielzahl der Meerestiere besteht aus Nutzfischen (z. B. Thunfisch, Hummer), Tropenfischen (z. B. Papageienfisch, Drachenkopf, Korallenfisch), Hochseefischen (z. B. Barrakuda, Stachelrochen, Delphine, verschiedene Haie und Wale), Krebsund Muschelarten sowie Kleintierarten (z. B. Seestern, Seegurke, Meeresschildkröte).
Klima
Das Klima auf den Kapverdischen Inseln ist aufgrund der Lage im Atlantischen Ozean milder als auf dem afrikanischen Festland. Die durchschnittlichen Tageshöchsttemperaturen variieren von 23° C im Januar bis zu 29° C im September. Zudem weht eine steige Meeresbrise. Entgegen unserer vier Jahreszeiten haben die Kapverden lediglich zwei: · Tempo das brisas (Zeit der Winde) von Oktober bis Juli/August · Tempo das chuvas (Regenzeit) von August bis September/Oktober Die Kapverden sind Teil der wasserarmen Sahelzone, so dass das Niederschlagsniveau nicht mit dem des nahen Westafrikas verglichen werden kann. In der Regenzeit kann es dennoch zu unregelmäßigen kurzen und starken Regenfällen kommen. Beachten sollten alle Touristen, dass die Sonneneinstrahlung auch bei geschlossener Wolkendecke extrem stark ist. Daher empfiehlt es sich immer Sonnencreme zu nutzen und eine Kopfbedeckung zu tragen.
Sehenswertes
Insel Sal
Die sonnenreichste Insel des Archipels sieht aus der Vogelperspektive aus, wie eine goldgelbe Sandperle mitten im türkisblauen Meer. Auf ihr findet man vor allem Sand und somit Wüsten sowie Trockentäler. Vervollständigt wird das Bild jedoch durch Salinen, stille Vulkane und Oasen. Den Name Sal (Salz) erhielt die Insel, da sie eine sehr lange Zeit als Zentrum des Salzabbaus galt. Inzwischen beherrscht jedoch der Tourismus das Eiland und der Abbau dient nur noch dem Eigenbedarf. Der internationale Flughafen sowie viele gute Tourismusprojekte haben neue Arbeitsplätze geschaffen und dadurch die Zahl der Inselbewohner auf ca. 20.000 erhöht. Von November bis Juni sind viele Surfer und Windsurfer auf Sal zu finden, welche aufgrund des starken Passatwindes die Insel besuchen. Aufgrund dessen zählt sie zu den fünf beliebtesten Surfspots der Welt.
Mit nur 405 Metern ist der Monte Grande die höchste Erhebung. Der restliche Teil der Insel ist äußerst flach. Dies hat zur Folge, dass Wolken nur selten die Möglichkeit haben über dem Eiland zu verweilen und es regnen zu lassen. Daher sind sonnenhungrige Urlauber hier genau richtig. Die Hauptstadt Espargos liegt im Landesinneren und verfügt über alles was praktisch und wichtig ist: Standort des internationalen Flughafens, Gesundheitszentrum Gesundheitszentrum, Hauptpost, Pensionen und ein Hotel, Bars und Restaurants, Banken, Geschäfte etc. Die Hafenstadt Palmeira findet man ein paar Kilometer westlich von der Hauptstadt. Das architektonische Bild des Ortes ist noch deutlich mit portugiesischen Elementen versehen. Ein Besuch der schönen Bars und Restaurants ist jedoch sehenswert. Wirtschaftlich gesehen, ist die Hafenstadt ein wichtiger Im- und Export Platz. Ca. 5 km nördlich von Palmeira können Taucher eine fantastische Unterwasserwelt mit Höhlen und Riffen erkunden. Ein Tipp ist das Olho Azul. In Pedra Lume (feuriges Gestein) finden Urlauber einen Salzsee (Saline), der in einem Vulkankrater unter dem Meerwasserspiegel liegt. Seit geraumer Zeit besteht die Möglichkeit gegen Eintritt ein Salzkurbad in der Saline zu nehmen (Duschen sind vorhanden). Die Stadt Santa Maria ist mit seinen kilometerlangen und sehr breiten Stränden der idealste Ort für einen Badeurlaub. Hier kann man große luxuriöse Hotelanlagen mit europäischem Standard sowie Animation, Abend- und Sportprogrammen finden. Des Weiteren hat die kleine Stadt einige Bars, Restaurants und Geschäfte zu bieten. In den Bars können Gäste in den Abendstunden häufig Livemusik hören. Neben den pastellfarbenen Häuschen ist vor allem das Wahrzeichen des Ortes das Waagehaus am alten Hafenkai sehenswert. Früher wurde in diesem Haus das Salz abgewogen – heute kann man hier Souvenirs kaufen. Am 15. August wird jedes Jahr das Fest „Nossa Senora de Piedade“ (Maria Himmelfahrt) gefeiert. An diesem Tag finden Gottesdienste, Umzüge, Schwimmwettbewerbe und ein Musikfestival am Strand mit einheimischen Musikern statt. Einen Monat später, am 15. September, wird in Santa Maria ein Stadtfest veranstaltet. Auch hier treten viele einheimische Musiker auf.
Insel Boa Vista
Die ganz im Osten liegende „schöne Insel“ ist die drittgrößte des Archipels und besitzt noch sehr viel von ihrer Ursprünglichkeit. Im Gegensatz zur kleineren Nachbarinsel Sal, auf der man bereits einen Massentourismus verzeichnen kann. Dennoch verfügt das Eiland seit 2007 über einen eigenen internationalen Flughafen sowie neuerbaute Hotels. Daher ist es wahrscheinlich, dass auch auf Boa Vista zukünftig der Tourismus dominieren wird. Landschaftlich sind sich die beiden Inseln Boa Vista und Sal sehr ähnlich. So gibt es auch auf der „schönen Insel“ viel Sand, Geröllwüste, niedrige Gebirgszüge und 55 km Strand. Kombiniert mit viel Sonne und dem traumhaften Meer bietet das Eiland perfekte Bedingungen für Wassersportler. Sal Rei ist die Hauptstadt von Boa Vista und hat ca. 4.000 Bewohner. In dem gemütlich wirkenden Ort kann man vor allem auf dem Praca de Santa Isabel schöne Souvenirs kaufen. Unter den Pavillons verkaufen viele afrikanische Händler ihre Waren, z. B. Batiken, Holzschnitzfiguren, aber auch Obst und Gemüse sind hier zu finden. Des Weiteren sind an diesem Platz eine Post, eine Bank und ein Gesundheitszentrum angesiedelt. Direkt neben dem Platz steht die im Kolonialstil erbaute und in Sand- und Hellblautönen verzierte „Igreja da Santa Isabel“. An der Avenida dos Pescadores, welche direkt am Meer entlang verläuft, ist der Hafenkai sowie eine Bootswerft ansässig. Von dieser Straße aus kann man zudem die im offenen Meer liegende kleine Insel Ilheu de Sal Rei sehen. Richtung Norden findet man auf der mit Bäumen gesäumten Avenida dos Pescadores bunte Häuschen in allen erdenklichen Farben. Die Salinen mit ihrem königlichen Salz „Sal Rei“ finden Touristen im Nordosten außerhalb der Stadt. Die Ruine der Kapella „Nossa Senhora de Fátima“ liegt noch ein Stück weiter als die Salinen, direkt oberhalb einer Felsküste.
Die vorgelagerte Insel „Ilheu de Sal Rei“ schützen die Buchten von Sal Rei sehr gut vor Wind. Aufgrund dessen ist diese ein beliebter Badeplatz. Empfehlungen zum Baden sind daher vor allem die Strände „Praia do Estoril“ (südlich des Ortes gelegen) „Praia de Carlota“ und “Praia de Chaves“ (beide im Süden) und im Norden “Praia de Cabral“. Der Ort Rabil im Südwesten der Insel hat die Kirche „São Roque“ und eine kleine Töpferei zu bieten. Des Weiteren liegt in diesem Bereich der Insel die älteste Siedlung von Boa Vista. „Povoação Velha“ entstand vor ungefähr 500 Jahren. Hier kann man eine kleine Auszeit auf dem mit Blumen geschmückten und Bänken versehenen Plätzchen „Praceta de Santo António“genießen. Zudem kann man die kleine Kirche „Igreja Nossa Senhora da Conceição“, die im Jahr 1828 erbaut wurde, am Ortsrand besichtigen. Den schönsten Strand der Kapverden findet man im Süden von Boa Vista – „Praia de Santa Monica“. Ferner ermöglicht einem der Aussichtspunkt „Rocha Estância“ (354 m) bis nach Maio und São Nicolau zu sehen. Kaum erschlossen und daher sehr einsam ist der Osten der Insel. Hier kann es einem passieren, streckenweise keine Menschenseele zu treffen. Die hier zu finden Strände eignen sich eher für lange und ruhige Spaziergänge. Aber ACHTUNG: Leider kommt es aufgrund der Einsamkeit immer wieder zu Überfällen! Daher wird empfohlen einsame Strände nur in Gruppen zu besuchen und niemals alleine! Auf Boa Vista kann man an den Stränden Meeresschildkröten beobachten, die dort ihre Eier ablegen. Leider sind viele der Arten bereits vom Aussterben bedroht. Aufgrund dessen wurde die Organisation „Turtle-Foundation“ gegründet. Ihr Ziel ist es die Tiere vor menschlichen Jägern und Räubern zu schützen. Schließlich kommt es trotz Verbotes immer noch vor, dass Meeresschildkröten geschlachtet und ihre Gelege gestohlen werden. Unterstützung erhält die Organisation inzwischen von der staatlichen Institution INDP. Am 4. Juli wird in „Santa Isabel“ der Schutzpatron der Insel geehrt. Zu diesem Stadtfest werden unter anderem Umzüge veranstaltet.
Sport
Auf den Kapverdischen Inseln sind folgende Sportarten äußerst beliebt:
Tauchen
Rund um den Archipel findet man eine traumhafte, fast unberührte Unterwasserwelt, welche definitiv einen Besuch wert ist. Tauchbasen findet man auf Sal, Boa Vista, São Vincent, Santo Antão und Santiago.
Surfen/Windsurfen/Kitesurfen
Die Insel Sal und Boa Vista sind inzwischen populäre Ziele für diese Sportarten, da die ganzjährig herrschenden Winde, das tropische Klima sowie die angenehme Meerwassertemperatur dazu einladen. Auch den mehrfachen Windsurf-Weltmeister Josh Angulo und Kitesurf-Weltmeister Mitu Monteiro, kann man hier manchmal treffen.
Segeln
Auch diese Sportart kann auf dem Meer rund um die Inseln in vollen Zügen genossen werden, da das Wetter traumhaft ist, die Windbedingungen meist perfekt und die Häfen, trotz ganzjähriger Saison, nicht überfüllt sind.
Mountain-Biking
Die bergigen Inseln sind vor allem für Fortgeschrittene und Profis geeignet, da die atemberaubenden Wege, z. B. auf Sano Antão, sehr anspruchsvoll sind.
Wandern/Trekking
Die Inseln Santo Antão, São Nicolau und Fogo sind nahezu Wander-Klassiker. Durch ihre bergige Landschaft und wenigen Regentage kann man bei ganzjährigem Sommerklima die Landschaft zu Fuß erkunden.