DIE MAGISCHE INSEL
Die Insel
La Gomera ist die zweitkleinste der kanarischen Inseln mit den Ausmaßen von etwa 22 x 25 km und befindet sich auf dem westlichen Archipel. Ihre Oberfläche misst 378 km². Der gesamte Archipel bedeckt eine Fläche von ca. 7.500 km² und besteht aus sieben größeren und einigen kleineren – zumeist unbewohnten – Inseln. Die größte Insel ist Teneriffa mit 2.053 km², die zweitgrößte ist Fuerteventura mit 1.722 km² und an dritter Stelle Gran Canaria mit 1.532 km². Die anderen Inseln sind Lanzarote, La Palma, La Gomera und El Hierro. Alle diese Inseln sind vulkanischen Ursprungs, jede hat jedoch ihren eigenen Charakter.
Die Insel La Gomera zeichnet sich durch große Kontraste des Klimas und der Vegetation aus. Im Westen ist das Wetter warm und lädt fast das ganze Jahr zum Baden ein. Im Norden ist die Wetterlage eher kühler und feuchter. Im oberen Teil der Insel ist der Lorbeerwald, oft eingehüllt in Passatwolken, die für ausreichend Wasser sorgen und den Wald das ganze Jahr über grün aussehen lassen. Im Frühling liegen die Temperaturen auf La Gomera zwischen 18°C und 22°C. Im Sommer gelten die Monate Juni, Juli und August als die trockensten und die Temperaturen steigen auf 23 °C bis 30 °C an. Typisch für die Insel sind die barrancos, tief eingeschnittene Täler, mit oft steil aufragenden, terrassenartig angelegten Berghängen. Der gesamte obere Teil der Insel wurde 1981 zum Nationalpark erklärt und 1987 von der UNESCO als Erbe der Menschheit deklariert. Der höchste Punkt der Insel ist der „Garajonay“ mit 1.487 m. In der abwechslungsreichen Landschaft der Insel finden Natur- und Wanderfreunde viele ruhige Plätze. Es leben ca. 22.000 Einwohner auf der Insel; davon ca. 8.000 in der Inselhauptstadt San Sebastian und ca. 6.000 im Valle Gran Rey. Auch wenn die Insel eindeutig vulkanischen Ursprungs ist, so ist heute von der Vulkantätigkeit nichts mehr zu spüren. Der letzte Vulkanausbruch war vermutlich vor 1–2 Millionen Jahren.
Flora
Die Pflanzenwelt La Gomeras ist besonders vielfältig. Es gibt über 700 Pflanzenendemiten, die nur auf den Kanarischen Inseln vorkommen. Außerdem gibt es über 30 Pflanzenarten, die sich nur noch auf La Gomera konservieren können. Dabei handelt es sich z. B. um besondere Wolfsmilchgewächse, spezielle Sukkulenten und andere einzigartige Pflanzen. Man kann die Vegetation in 3 große Stufen einteilen:
· die Trockenzone
· der Fayal Brezal Wald und der Lorbeerwald
· das Kieferngebiet
In der Trockenzone befinden sich die Pflanzen, die wenig Regen benötigen und den hohen Salzgehalt der Luft vertragen können. Dazu gehört die Gruppe der Wolfsmilchgewächse, Opuntien und Sukkulenten. Der Fayal Brezalwald befindet sich auf einer Höhe von etwa 900 bis 1.200 m. Hier wachsen die Erikabäume bis zu 15 m heran. In der Kombination mit der Baumheide wächst die Faya (der Gagelbaum). Die Fayal Brezalzone bildet den Übergang zum feuchtesten Gebiet der Insel, dem Lorbeerwald. Am Nordosthang der Insel gibt es fast das ganze Jahr über Passatwolken, die für eine üppige Vegetation im Lorbeerwald sorgen. Um den höchsten Berg herum, Richtung Südwesten, wachsen verschiedene Kiefernarten u.a. die Kanarische Kiefer. Die Bougainvilla ist die farbenprächtigste Pflanze der kanarischen Inseln. Wer ist nicht schon vor einem Haus, hier auf den Kanaren, mit einer üppig rankenden Hecke in leuchtenden Farben, mit Erstaunen stehengeblieben! Die kräftigen Farben und der üppige Wuchs der Bougainvilla bezaubern immer wieder den Betrachter.
Die Bougainvilla, oder volkstümlich auch Papelera oder Papierblume genannt, wurde von dem französischem Weltumsegler Bougainville (1729–1811) entdeckt und nach ihm benannt. Es ist wohl die farbenprächtigste, immerblühende Pflanze auf den Kanaren. Ihre intensiven Farben rot, lila, violett und orange entzücken immer wieder den Blumenfreund. Die Bougainvilla ist eine rankende Pflanze mit verholzten, langen stacheligen Trieben und einer Woke von lang anhaltenden Blüten. Die Blüten sind eigentlich Hochblätter, wie sie auch bei dem Weihnachtsstern wachsen. Die eigentlichen Blüten sind dünne, gelbliche Röhrchen inmitten von drei Hochblättern. Sie öffnen sich nachts und deshalb gehört die Bougainvilla zu den Nachtblühern, obwohl sie uns mit ihrer Farbenpracht auch von morgens bis abends erfreut. Die Bougainvilla zählt wohl zu den schönsten und am meist bekanntesten Pflanzen der kanarischen Inseln, obgleich sie keine Rarität in der Pflanzenwelt ist. Das Ursprungsland ist die Südsee. Unter den Heilpflanzen gilt die Aloe Vera Pflanze als unbestrittene Königin. Bereits seit tausenden von Jahren greifen die Menschen auf diese Pflanze zurück. Vor allem bei Haut- und Brandverletzungen wie Sonnenbrand, bei Pilzbefall, Gastritis und eitrigen Geschwüren wusste man um die lindernden Eigenschaften dieser Aloe Vera Pflanze.
Fauna
Die Tierwelt hingegen ist längst nicht so interessant und umfangreich. Das wiederum hängt mit der Inselsituation zusammen. Es sind nicht sehr viele Tiere auf natürliche Art und Weise hierhergekommen. Es gibt keine gefährlichen und giftigen Tiere wie Schlangen und Skorpione. In der Vogelwelt gibt es verschiedene Singvögel, natürlich auch den Kanarienvogel. „Paloma rabiche“ ist eine besondere Lorbeertaube, die nur auf Teneriffa, La Gomera und La Palma vorkommt. Weiterhin kann man des Öfteren Greifvögel wie Zwergadler, Fischadler in Küstennähe und Turmfalken in den Bergen beobachten. In den Sommermonaten gibt es eine vielfältige Insektenwelt, Käfer und ausgefallene Schmetterlingsarten. In früheren Jahrhunderten hat man Kaninchen und Rotwild eingeführt. Auch heute noch werden die Wildkaninchen gejagt, während das Rotwild schon lange ausgestorben ist.
Eine kurze Geschichte des kanarischen Archipels
Geschichtlicher und geologischer Ursprung der kanarischen Inseln sind heute noch Gegenstand vielfältiger Forschungen, aber auch Spekulationen. Der zunehmende Bekanntheitsgrad durch den wachsenden Tourismus hat in den letzten Jahren zahlreiche Wissenschaftler und Forscher auf den Plan gerufen. Seit einigen Jahren scheint das Rätsel um die Herkunft der Guanchen, der Ureinwohner der Inseln, gelöst zu sein. Im Sommer 1991 wies der britische Wissenschaftler Michael R. Eddy in einer umfangreichen Studie nach, dass die Guanchen mit Sicherheit aus Afrika stammen, einen berberischen Dialekt sprachen und in die afrikanische Kultur integriert waren. Ausgrabungen im Norden Teneriffas im September 1992 bestätigten diese Theorie. Auf einem 20 cm großen Stein waren Symbole eingraviert, die zweifelsfrei den Namen des Berberstammes Zanata ergaben. Mit Hilfe der Ausgrabungen konnte auch nachgewiesen werden, dass die Stammesmitglieder der Zanata aus dem Gebiet des heutigen Mauretanien stammen und im dritten Jahrhundert christlicher Zeitrechnung den kanarischen Archipel anliefen.
Erstmal namentlich erwähnt wurden die kanarischen Inseln von dem römischen Schriftsteller Plinius dem Älteren, der etwa 40 v. Chr. in seinem Buch „Naturalis Historia“ eine Inselgruppe beschrieb, deren Eilande von großen Hunden bewacht gewesen seien (lateinisch canis = Hund). Eine der Inseln nannte er Canaria. Als sicher gilt auch, dass die Inseln schon um 1100 v. Chr. den alten phönizischen Seefahrern und den Karthagern bekannt waren. Einigen Dichtern der griechischen Klassik nach, befanden sie sich jenseits der Säulen des Herkules (den Grenzen der damals bekannten Welt) und wurden als „Hesperiden“ oder „elysische Felder“ bezeichnet. Als wahrscheinlich gilt, dass bereits Hanno der Karthager (5. Jh. v. Chr.) mit der Inselgruppe in Berührung kam. Die Entstehung des kanarischen Archipels gilt als noch nicht eindeutig geklärt. Die wahrscheinlichste Hypothese vermutet, dass die Inseln infolge einer langjährigen vulkanischen Tätigkeit am Meeresboden entstanden sind, die sich im Kanoeozoikum vollzogen hat. Andere Interpretationen unterstützen die Theorie, dass der Archipel der Kanaren sich während der langsamen aber unaufhaltsamen Kontinentalverschiebung gebildet hat. Die vulkanische Natur der kanarischen Inseln wird durch eine intensive eruptive Aktivität bestätigt, die im Tertiär begonnen und sich bis in unsere Tage erhalten hat (letzter Ausbruch auf der Insel El Hierro 2011).
Es finden sich sowohl aktive als auch ruhende Vulkane und Kessel (Bandama-Krater bei Las Palmas) auf den Inseln. Morphologisch besteht das Gebiet selbst zum größten Teil aus Magma-, Vulkan- und Auswurfgestein. Die „glücklichen Inseln“ (Vergil) gerieten im hohen Mittelalter in Vergessenheit, da ihre Wasser so gefährlich waren, dass sie sogar die arabischen Seefahrt-Experten einschüchterten. An der Wende des 13. zum 14. Jahrhunderts wurden die kanarischen Inseln von italienischen Seefahrern wiederentdeckt. Man weiß von einem Versuch des Genuesen Vivaldi (1291), während Petrarca noch einmal die Eroberung der Inseln durch eine genuesische Flotte schildert. Im Jahre 1341 brach eine kleine Flotte mit genuesischer, florentinischer und kastilischer Besatzung im Auftrag Alfons IV. von Portugal zu den Kanaren auf. Der Eroberungsversuch scheiterte ebenso wie die zahlreichen portugiesischen Expeditionscorps im Auftrag Prinz Heinrichs des Seefahrers zwischen 1394 und 1460. Am 24. Juni 1478 (Stadtgründung von Las Palmas) landet Juan Rejon, Kriegshauptmann in Diensten der spanischen Königin Isabella, an der Stelle des heutigen Las Palmas, wo der Barranco Guiniguada ins Meer mündet. Der fast fünf Jahre währende Eroberungskrieg wurde mit der Kapitulation der letzten Kanarios am 29. April 1483 beendet, aber erst 1512 überwand Spanien den unbeugsamen Widerstand der Guanchen, indem es das Eingeborenenvolk des Archipels vernichtete. Im August 1492 machte Christoph Kolumbus mit seinen drei Schiffen auf seinem vermeintlichen Weg nach Indien Station auf Gran Canaria und La Gomera. Von hier aus startete er zur Atlantiküberquerung, die zur Entdeckung Amerikas führte.
Geschichte
16./17. Jahrhundert
Die Urbevölkerung der Kanarischen Inseln assimiliert sich, soweit sie nicht in die Sklaverei verkauft wurde – und vermischt sich allmählich mit der Schicht der spanischen Eroberer.
1723
Anstelle von La Laguna wird Santa Cruz de Tenerife Verwaltungshauptstadt von Teneriffa.
1822
Santa Cruz de Tenerife wird Hauptstadt des gesamten Kanarischen Archipels. Ende 19. Jahrhundert Als Hauptwirtschaftszweig gewinnt die exportorientierte Produktion von Bananen an Bedeutung.
1912
Man gesteht den Inseln eine örtliche Selbstverwaltung zu; die „Cabildos Insulares“ (Inselverwaltungen, diese entsprechen in etwa den deutschen Bundesländern oder in der Schweiz dem Kantonsrat) werden eingerichtet.
1936
General Franco (1892–1975), der damalige Befehlshaber des Militärbereiches Kanarische Inseln, versammelt im Bosque de la Esperanza auf Teneriffa die führenden Offiziere, um den Militärputsch, der sich anschließend zum spanischen Bürgerkrieg (1936–1939) ausweitet, vorzubereiten.
1971
Auf La Palma ereignet sich der bisher letzte Vulkanausbruch (Volcán de Teneguia) auf den Kanarischen Inseln.
1986
Am 1. Januar erfolgt Spaniens Beitritt zur EU, für die Kanarischen Inseln besteht jedoch ein besonderes Zollabkommen.
Strände
Auf La Gomera gibt es nur wenige Naturstrände. Typisch sind die schwarzen Lavasandstrände, wie man sie in Alojera, San Sebastian und Valle Gran Rey vorfindet. Der Sand wird nicht selten im Winter von den kräftigen Atlantikwellen und Strömungen abgetragen. Sobald der Seegang ruhiger wird (spätestens im Frühjahr) wird er dann wieder angeschwemmt. Badestrände gibt es im Valle Gran, z. B. „Playa“. Dort kann man trotz der Steine fast das ganze Jahr über schwimmen. Etwas gefährlicher ist es am „Playa Ingles“, ein wilder, romantischer Platz zum Sonnenbaden. Dort sorgt der raue Seegang für Unterwasserströmungen, die oft nicht einschätzbar sind. Hier ist auch das Nacktbaden möglich, wovon man an den anderen Stränden Abstand nehmen sollte. Für kleine Kinder ist die am Charco del Conde liegende „Baby Bucht“ ein idealer Platz. Auch die von der Hafenmauer geschützte Sandbucht lädt das ganze Jahr zum Baden ein. In Hermigua findet man die kleine Badebucht „La Caleta“. Auch hier kann man bei guter Wetterlage ein Bad im Atlantik genießen.
Der Nationalpark „Garajonay“
Die häufig in Nebel gehüllten, im Zentrum gelegenen Gipfel von La Gomera bergen einen faszinierenden, dichten und üppig belaubten Urwald in sich. Diese Vegetationsform wird „laurisilva“ (Lorbeerwald) genannt, da die Mehrzahl der vielfältigen Baumarten Blätter haben, die denen der Lorbeerbäume ähneln. Diese Blätterart ist ein Zeichen für die Anpassungsfähigkeit der Bäume an das subtropisch feuchte Klima und die gemäßigten Temperaturen, die in den nebligen Gebieten der Nordfronten von La Gomera und den anderen kanarischen Inseln, wo die Lorbeerwälder wachsen, vorherrschen. Das große Interesse der Wissenschaft für die kanarischen Lorbeerwälder ist darauf zurückzuführen, dass der größte Teil der dort vorkommenden Tier- und Pflanzenarten auf den Inseln endemisch ist, was bedeutet, dass sie an keinem anderen Ort der Erde zu finden sind. Wie Fossilienfunde belegen, waren einige dieser Arten außerdem bereits Teil der subtropischen Wälder, die vor Millionen von Jahren die Mittelmeergebiete bevölkerten und nach und nach auf Grund der klimatischen Abkühlung durch die Eiszeit verschwanden. Somit ist der „laurisilva“ auf La Gomera ein authentisches noch lebendiges Fossil, ein Relikt aus vergangenen geologischen Zeitaltern. Wegen der jahrhundertelang andauernden Ausrottung der Wälder stehen die herausragenden Lorbeerwaldenklaven auf den Kanaren heute unter Naturschutz. Der Nationalpark „Garajonay“ auf La Gomera hebt sich als eines der bemerkenswertesten und besterhaltenen Ökosysteme dieser Art besonders hervor. Der Nationalpark bietet seinen Besuchern die Gelegenheit verschiedene Waldarten kennenzulernen.
Interessante Orte
Valle Gran Rey
“Valle Gran Rey”, das Tal des großen Königs, ist das westlichste Tal der Insel. Es ist etwa 7 km lang. Der obere Teil, auch Guadá genannt, zeichnet sich durch die vielen kanarischen Dattelpalmen aus. Der Ort setzt sich im oberen Tal aus den Vierteln Los Descansaderos, Lomo del Balo, La Vizcaína, Higueras del Llano, Hornillo, Retamal, Chelé, Los Granados und Los Reyes, und im unteren Tal aus El Guro, Casa de la Seda, La Playa, La Calera, La Puntilla und Vueltas zusammen. In Vueltas befindet sich ein kleiner Hafen, der früher einmal das Zentrum der Fischerei darstellte. Außerhalb des Tales liegen die Weiler Taguluche, Las Hayas und Arure; die beiden letzteren befinden sich an der Grenze zum Nationalpark Garajonay.
Bis vor kurzem noch beeinflussten die zerklüfteten Landschaften der Gemeinde, wie etwa die tiefen Schluchten von Valle Gran Rey und die vertikalen Klippen von La Mérica, die Kommunikationsmöglichkeiten der Menschen. Heute stellen die steilen und schlangenförmigen Pfade, die für lange Zeit die einzigen begehbaren Wege waren, eine echte Herausforderung für Wanderer dar. Die traditionelle Haupteinnahmequelle der Gemeinde war an den Küstengebieten die Exportlandwirtschaft und in den zentraler gelegenen Gebieten der Anbau von Kartoffeln, Hülsenfrüchten und Gemüse für den Eigenbedarf.
Die Palmen, die auf den terrassenförmig angelegten Feldern gedeihen, stellten nicht nur eine kulturelle und ästhetische Ergänzung der Landschaft dar, sondern dienten auch als Einnahmequelle. Ihre Früchte, die Datteln, konnten geerntet, der Palmensaft, guarapo, entzogen und die Blätter für Handwerkskünste genutzt werden. Allerdings hat die Landwirtschaft, sowohl für den Export als auch für den Verkauf auf der Insel sowie die Fischerei in den letzten Jahren an Bedeutung verloren. Dies ist unter anderem auf die rasante Entwicklung des Fremdenverkehrs zurückzuführen - hierbei wird zwischen Touristen, die als Eigentümer einer Immobilie ihren Wohnsitz für mehrere Monate im Jahr auf die Insel verlegen und Urlaubern, die nur ihre Ferien dort verbringen, unterschieden. Dieser Aufschwung ist unter anderem dem milden Klima, den herrlichen Stränden (La Playa, Playa del Inglés), den bezaubernden Landschaften und dem wachsenden Angebot an Unterkünften in Landhäusern zu verdanken, die extra für diesen Zweck umgebaut wurden. Außerdem wurden zahlreiche Apartmentanlagen in den Vierteln La Puntilla und La Playa erbaut und mehr Einrichtungen für Touristen eröffnet. In Vueltas befindet sich noch ein kleiner Fischereihafen, der das Tal mit frischem Fisch versorgt. Probieren kann man dann den köstlich zubereiteten Fisch in den zahlreichen Restaurants.
San Sebastian
Die Hauptstadt von La Gomera, San Sebastian de la Gomera, gilt als die größte Gemeinde der Insel und wird auch immer wieder als „La Villa“ bezeichnet. In San Sebastian leben rund 8.700 Menschen. Hier findet man den einzigen Außenhafen der die Insel mit Teneriffa, La Palma und El Hierro verbindet. Die Stadt San Sebastian galt als Siedlungsgebiet der Guanchen bzw. der Ureinwohner von La Gomera. Im Jahr 1440 wurde die Insel von Hernan Peraza besetzt, der der Stadt den Namen San Sebastian gab. Der Ort bietet für die Touristen einige Sehenswürdigkeiten und Highlights. So gibt es unter anderem:
Torre del Conde
Der Grafenturm ist das älteste Gebäude auf La Gomera. Entstehungszeit: 1445–1450. Erbauer: Graf Hernan Peraza der Ältere. Der Turm bot ihm und seiner Gemahlin, Beatriz de Bobadilla, Schutz vor den sich ihnen auflehnenden Gomeros. Der Turm ist im gotischen Stil erbaut. Ab Mitte des 19. Jh. wurde er als Militärkaserne genutzt. Im Inneren befinden sich zwei Stockwerke aus Holzböden und das Dach erreicht man über eine Holztreppe. Die den Turm umsäumende Parkanlage wurde 1992 zur 500-Jahrfeier angelegt.
La Iglesia de Asuncion (Maria Himmelfahrt)
Erbauungszeit: Im 15. Jh.. Graf Hernan Peraza, der Ältere hat ihren Bau veranlasst. Der Spitzbogen am Altarraum ist noch aus dieser Zeit, die Fassade aus dem frühen 16. Jh.. 1618 wurden Teile der Kirche bei einem algerischen Seeräuberangriff zerstört. Später wurde die Kirche immer wieder vergrößert und restauriert. Im Innenraum (links vorne) befindet sich eine Darstellung der Verteidigung der Stadt gegen einen englischen Seeräuberangriff unter Windham 1743.
Kolumbusbrunnen
Aus diesem Brunnen hat Kolumbus seine Trinkwasservorräte für die Atlantiküberquerung gefasst. Das Schild mit der Inschrift: „Con este agua se bautizo America“ sagt: „Mit diesem Wasser wurde Amerika getauft“. Das Zollhaus, was den Brunnen L-förmig umschließt, wird auf das 17. Jh. datiert. Es diente zeitweise auch als Kerker. Heute befindet sich in ihm das Touristeninformationszentrum.
Casa de Colon
Ein aus dem 17. Jh. stammendes Stadthaus, das vor wenigen Jahren restauriert wurde. Heute wird es als Kultur- und Ausstellungsgebäude genutzt.
Kapelle des Heiligen Sebastian
Entstehungszeit: 15. Jh.. Mit Sicherheit ist es das älteste Gotteshaus des Ortes. Die spanischen Eroberer stellten die Gemeinde von Anfang an unter das Patronat des Heiligen Sebastian. Die Glockenwand der Kapelle ist von 1833, die Statue des Heiligen Sebastian ist aus der 1. Hälfte des 18. Jh.
Kolumbische Denkmäler
In San Sebastian befinden sich noch einige Gebäude aus kolumbischer Zeit. In dieser Epoche war La Gomera für Kolumbus der letzte Stützpunkt vor seiner langen Überfahrt in die neue Welt. Der Hafen von San Sebastian bot gute Ankermöglichkeiten und genügend Wasser sowie Verpflegung. Die kleinen Straßen und Gassen laden zu einem Sparziergang ein. Auch der „Parador Conde de La Gomera“, der etwa 70 Meter über dem Meer liegt, gilt nicht nur als Luxushotel, sondern auch als historisches Gebäude und Sehenswürdigkeit.
Alajeró
Alajeró liegt in den Bergen von Playa Santiago. Die Gemeinde Alajero selbst liegt im historischen Ureinwohnergebiet von Hipalan und Orone und zählt etwa 2.066 Einwohner. Der Ort Playa Santiago wurde von Fischern gegründet, welche auf Grund der guten Fangmöglichkeiten und der Fischfabriken in der Gegend Fuß fassten. Zu den Sehenswürdigkeiten und Attraktionen zählt vor allem die hölzerne Christusstatue „Iglesia San Salvador del Mundo“, welche aus dem Jahr 1512 stammt. Auch die „Ermita San Isidro“ auf dem Berg Roque Calvario mit Panoramablick zählt zu den Sehenswürdigkeiten der Region. Mitte September findet in Alajero auch die größte Wallfahrt der Insel statt. Hier begeben sich die Pilger nach Alajero auf die kleine „Ermita del Buen Paso“ und feiern den Namenstag der Schutzheiligen. Ebenfalls als Attraktion zu werten ist der wildwachsende Drachenbaum „Drago de Agalan“ der einzigartig in der Region ist. Auch die Wassermühle von Pastrana gilt als Top-Attraktion auf Alajero.
Hermigua
Hermigua liegt im Nordosten der Insel und war gleichzeitig der Verwaltungssitz von La Gomera, die Stadt wurde bereits im 16. Jahrhundert gegründet und galt als Ortsteil von Valle Alto. Hermigua zählt heute rund 2.100 Einwohner und gilt als wasserreichstes Tal von La Gomera. Ganzjährig wird Hermigua vom Rio del Cedro versorgt. Aus diesem Grund lebt Hermigua neben dem Tourismus grundsätzlich von der Landwirtschaft. Es werden neben Papayas auch Bananen, Getreide, Kürbisse, Trauben und Zitrusfrüchte angebaut. Eine der Sehenswürdigkeiten und Attraktionen von Hermigua ist der „Nationalpark Garajonay“. Dieser liegt etwa sechs Kilometer vom Zentrum entfernt und hat sich in den letzten Jahren immer öfters als Ausflugsziel herausgestellt. Das Wahrzeichen von Hermigua ist der Zwillingsfelsen „Roques de San Pedro“. Dieser Vulkanschlot liegt bei Monteforte und gilt als Top-Attraktion der Region. Eine der ersten Siedlungen Hermiguas war Valle Alto. Hier wurde das „Santo Domingo de Guzman“ Kloster erbaut, welches als einer der ersten barocken Gemäuer auf La Gomera zählte. Mit „Valle Bajo“ wurde im Jahr 1650 ein neuer Teil angelegt. Interessant ist auch der Wasserfall im Cedrotal der mit über 100 Meter Höhe als höchster Wasserfall der Insel gehandelt wird, sowie auch der Naturpark von Majona, der östlich von Hermigua liegt.
Agulo
Agulo zählt zu den schönsten Dörfern auf La Gomera und befindet sich ganz im Norden der Insel. Sie ist die kleinste der insgesamt sechs Gemeinden und liegt rund 200 Meter über dem Meeresspiegel. Die wohl beste Aussicht auf Agulo hat man von einem neu erbauten, gläsernen Aussichtspunkt/ Restaurant in der Nähe des Informationszentrums (Aussichtspunkt Abrante). Im Vordergrund sieht man die wunderschöne Häuserlandschaft und im Hintergrund hat man (bei klarer Sicht) einen fantastischen Blick auf den 3.718 m hohen Teide auf Teneriffa. Agulo selber wird zum Landesinneren hin durch Felswände begrenzt, besonders bekannt ist die sogenannte „Rote Wand“. Um Agulo herum ist die Landschaft eher landwirtschaftlich geprägt. Wer sich abseits der Urlaubszentren erholen möchte, für den stehen hier kleine Hotels und einige wenige Ferienwohnungen zur Verfügung. Wer den Ortskern von Agulo besichtigen möchte, stellt seinen Wagen am besten am Ortsrand ab und erkundet die schmalen Gassen mit Kopfsteinpflaster zu Fuß. Sehenswert ist vor allem die „Iglesia San Marcos“, die Pfarrkirche von Agulo, die um 1920 herum erbaut wurde. Neben dem steinernen Taufbecken gehört die Christusfigur des kanarischen Künstlers Perez Donis zu den Sehenswürdigkeiten der Kirche.
Töpfereien
Das Töpferdorf El Cercado liegt mit seinen typischen Steinhäusern und neueren Bauten im Hochland von La Gomera, eingebettet in eine schöne Terrassenlandschaft. Drei Werkstätten halten in El Cercado die traditionelle Töpferkunst lebendig. Die freundlichen Töpferinnen von El Cercado brennen ihre einfachen, aber ansprechenden Tonformen im Holzfeuer und beraten ihre Kunden ausführlich, sofern diese wenigstens ein paar Brocken Spanisch beherrschen. Wer mit der Kommunikation Probleme hat, kann sie bei ihrer Arbeit in der offenen Werkstatt beobachten und die fertige Ware im Regal begutachten. Ob Krüge, Schalen oder Becher, alles entsteht ohne Drehscheibe und kann hinterher erstanden werden. Das Töpfergut erhält seine charakteristische Glasur durch das Einreiben mit sienaroter Tonerde. Anschließend wird die Ware im holzgefeuerten Steinofen gebrannt.
Land und Leute
Die Kanarier sind sehr kinderlieb, gesellig und haben einen starken Familiensinn, der übrigens so manche Lücke im sozialen Netz auffängt. Die Großeltern werden oft von ihren Kindern und Enkeln versorgt. Job oder Wohnungsvermittlung, Geschäftsabschlüsse, vieles verhandelt man über Familienbeziehungen. Ein Onkel, Schwager oder Großcousin, irgendjemand hat immer einen richtigen Draht zu Leuten, zu „Amigos“, mit Einfluss. Hilfsbereit sind die Kanarier auf jeden Fall, doch nur selten eilfertig. Es empfiehlt sich mit einem anderen Zeitgefühl zu rechnen, als zu Hause. Die kanarische Gesellschaft hat ihre eigenen Praktiken, sie funktioniert nicht auf Knopfdruck. Ein idealer Spiegel der Volksseele sind die „Plazas“, die Dorf- und Stadtplätze. Sie sind eine sehr lebhafte Bühne für das Theater des täglichen Lebens. Vor allem in den Abendstunden werden sie lebendig. Richtig ruhig wird es auf den Plazas nur nachts und während der Siesta; die lange Mittagspause von 13–16 Uhr ist heilig, – vielleicht, weil sie wahrhaftig die beste Erfindung der Welt ist.
Sitten und Gebräuche
Folklore
Die Volksmusik der kanarischen Inseln erinnert an die Rolle des Archipels als Bindeglied zwischen Spanien und Lateinamerika. Einige Volkslieder klingen spanisch, andere können aber auch aus Mexiko oder Peru stammen. Die Fiestas sind aus dem Leben der Kanarier nicht wegzudenken. Meistens haben sie einen religiösen Ursprung und gelten einem Inselheiligen. Eine grosse Rolle spielt bei den Feierlichkeiten die Musik. Der Rythmus und die Melodie der Lieder sind leidenschaftlich. Meistens werden sie begleitet von der Timple, einem kleinen Saiteninstrument, Trommeln und Holzflöten.
El Silbo – die Pfeifsprache
El Silbo ist nicht nur ein Code von gepfiffenen Signalen, sondern dieses Pfeifen ahmt die Laute der Sprache nach, wenngleich dieses natürlich nur grob und mit starker Einschränkung der Differenzierung möglich ist. Dieses geniale Nachrichten- Übermittlungssystem ist wahrscheinlich von den Ureinwohner, den Guanchen, übernommen worden. Die früheste Chronik berichtet, dass die Bewohner Gomeras «die seltsamste Sprache aller Inseln dieser Region» sprächen, denn sie sprechen mit den Lippen, als hätten sie keine Zunge. Die Pfeifsprache gehört zu den Besonderheiten La Gomeras. Die Kinder hier lernen „El Silbo Gomero“ mittlerweile wieder in der Schule. Seit 1999 sind die unterschiedlich hohen und langen Pfeiftöne wieder fester Teil des Stundenplans. Gut gelernt reichen die kräftigen und präzise geformten Laute über mehrere Kilometer hinweg. Die Pfiffe werden mit ein oder zwei Fingern im Mund, Zungenbewegungen und der zur Muschel geformten Hand gebildet. Auf diese Weise kann „El Silbo“ mit seinen zwei Vokalen und vier Konsonanten 4.000 Wörter artikulieren. Wichtige Botschaften werden damit quer über die ganze Insel verteilt. Die Silbadores (so werden die Sprecher von „El Silbo“ genannt) können sich bestens unterhalten. Neben Spanisch ist „El Silbo“ die zweite Sprache auf La Gomera. In Kriegszeiten waren die Silbadores gern gesehene Soldaten für Spezialaufträge, bei denen sie sich an der Front oder hinter feindlichen Linien mit den Pfiffen verschlüsselte Nachrichten austauschten. Die traditionsreiche Pfeifsprache ist so besonders im letzten Jahrhundert in ganz Spanien bekannt geworden. Vergleichbare Pfeifsprachen finden sich vereinzelt auch in den Pyrenäen, Lateinamerika, Asien und teilweise auch in Marokko. Die Besonderheit der „Silbo Gomero“ wurde 2016 durch die UNESCO als Weltkulturerbe der Menschheit geehrt.
Miel de Palma- Palmenhonig
Nicht die Biene, sondern der Guarapero ist an der Herstellung dieses Honigs beteiligt. Die Gewinnung des Palmhonigs, welcher eigentlich eingekochter Saft der Kanarischen Dattelpalme (Phoenix Canariensis) ist, ist die Handarbeit der Guaraperos. Nur noch wenige Menschen auf La Gomera üben dieses die Palme schonende Handwerk aus. Der Palme wird in einem aufwändigen Prozess Palmsaft abgezapft, dieser wird gefiltert, gereinigt und anschließend gekocht. Palmhonig ist nicht so süß wie herkömmlicher Honig oder Ahornsirup, dabei ist es die unvergleichbar würzige Note, die ihn so außergewöhnlich macht. Sein einzigartiger Geschmack und die goldbraune Farbe sind charakteristisch. Seit mehr als 500 Jahren wird Guarapo auf den Kanarischen Inseln als traditionelles Heilmittel bei Erkältungen und Halsschmerzen benutzt. Guarapo ist komplett naturbelassen.
Die Herstellung – eine außergewöhnliche Prozedur: Der Prozess beginnt mit der Wahl der Palme: Der Ort an dem die Palme wächst, die Kraft des Stammes und die Höhe des Baumes bestimmen die Qualität und die Menge des Palmsaftes, des „Guarapo“. Zudem spielen auch die geografische Höhe und die Umgebung eine große Rolle. Nur die ständige Pflege ermöglicht den Guaraperos den Zugang zu den Palmen und ein angenehmes Hinaufklettern auf die mehr als 10 Meter hohen Palmen. Zur richtigen Zeit wird dann das „despencado“ eingeleitet: Die stetige Entfernung der zentralen jungen Palmwedel und der Dornen bis das Palmenherz, „el palmito“, zum Vorschein kommt. Diese Arbeit, die mühevollste in der Herstellung, wird von den Guaraperos sehr behutsam ausgeführt, um die Palmen nicht unnötig zu verletzen und die Nachhaltigkeit der Produktion zu gewährleisten. Nun wird jeden Abend eine dünne Schicht Palmenholz abgetrennt. Dieser Prozess sichert die tägliche Erneuerung des Gewebes durch das der Guarapo „herausbluten“ wird. Durch einen Rohrstock fließt bei Dunkelheit der lichtempfindliche Palmensaft in einen Eimer. Pünktlich zum Morgengrauen werden die Eimer abgenommen, der Saft gefiltert und gereinigt. Anschließend wird er viele Stunden geköchelt, bis aus 8 Litern Saft 1 Liter Palmenhonig wird.
Lucha Canaria
Im Jahre 1420 beschrieb der spanische Chronist Alvar Garcia Santa Maria als erster eine Art Ringkampf, bei dem die Altkanarier auf ihren Festen ihre Kräfte messen. Die Begeisterung für diesen typisch kanarischen Ringkampf ist immer noch groß. Die Ringer nennt man „Pollos“, Kampfhähne, und die erfolgreichsten Kämpfer werden verehrt wie bei uns große Fußballstars. Die Lucha Canaria wird als edle Sportart bezeichnet. Nobel muss also das Eingangsritual sein.
Lucha Canaria – der Kampf
Die Kontrahenten reichen sich die rechte Hand. Der Daumen wird dabei angelegt. Als Zeichen der Freundschaft drückt man kräftig mit den Fingerspitzen die Handoberfläche seines Gegenübers. Währenddessen muss die linke Hand mit angelegtem Daumen um den Wulst der aufgekrempelten Hose gelegt werden. Nach dieser Prozedur stellen beide Kämpfer das rechte Bein vor. Die Ferse wird dabei leicht angehoben. Die Oberkörper werden gegeneinander gelehnt, rechte Schulter gegen rechte Schulter. Die rechten Arme hängen herab, wobei die Handrücken gegeneinander gepresst werden müssen. Die linke Hand greift in die Hosenrolle des Gegners. Gleichzeitig beugen sich beide nach unten, bis die Fingerspitzen fast den Boden berühren. In dieser Phase wird die rechte Hand unter der Brust des Gegners hindurch zu dessen Rücken geführt. Auf Kommando geht es nun los. Gekämpft wird in dem „Terrero“, einem Doppelring mit festgestampfter Erde. Jede Runde dauert drei Minuten. Gekämpft werden maximal drei Runden. Sieger ist, wer den Gegner zweimal geworfen hat. Der Sieger eines Kampfes kann bis zu drei weiteren Gegnern gegenübergestellt werden.